25 – Schlangen, Loris und Fledermäuse zum Abschied

Und ewig lockt der Dschungel… Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, wie könnten wir sie besser nutzen als nochmal abzutauchen ins tiefe Grün! Obwohl Großstadtkinder müssen wir nicht darüber diskutieren, ob und wieviel Dschungel noch sein muss…:-)

Night-Trekking in den Urwald! Wir bekommen ein extra Briefing, damit wir gut vorbereitet sind: unbedingt eine Kappe, falls sich Tierchen von oben aus den Bäumen auf uns fallen lassen oder Frösche auf uns zu springen. Unbedingt lange Socken über die Hosen, vor allem wegen der Blutegel. Und natürlich hat jeder seine Lampe, denn der Urwald ist wirklich schwarz bei Nacht.

Dieki hat diesmal die Führung einem Freund überlassen und macht den Schlussläufer. Der Führer ist ein echter Dschungelspezialist für die Nachttrecks. Ipol ist alles andere als ein Durchschnittstyp…eher ein schräger Freak und das findet er wohl auch ganz gut. Aber: Niemand soll hier den Wald bei Nacht so gut kennen wie er – spezialisiert vor allem auf Schlangen und Reptilien.

Ipol ist ein eher schmächtiger kleiner Mann, der schon äußerlich Aufmerksamkeit erregt. Mit Gummistiefeln und Muskelshirt bekleidet, trägt er ein großes selbstgefertigtes Messer am Gürtel: eine scharfe, ziemlich gefährlich aussehende Eisenklinge an einem Knochengriff in einem Fellschaft. Um den Hals trägt er eine Kette mit verschiedenen Knochen, Kiefern und getrockneten Köpfen von Reptilien – er sieht aus wie ein Medizinmann mit seinen langen Haaren. Aber das klingt sehr nach Show – ist es aber nur zum kleinen Teil: Der Dschungel ist seine Welt, das spürt man sofort. Er hat sein ganzes Leben nichts anderes gemacht. Ipol, the Snake, arbeitet als Tierretter. Und er wird öfter als Spezialist angeheuert für Filmdokumentationen und Projekte – zuletzt für die Animal Rescuer auf Netflix.

Wir marschieren am Hotel los und sofort fängt Ipol an, die Tiere der Nacht zu suchen. Er leuchtet fast jeden Baum am Weg ab, und tatsächlich entdeckt er schon nach 15 Minuten die erste Schlange auf einem Baum. Nachdem wir eine der ziemlich wackeligen Hängebrücken über den rund 50m breiten Fluss überquert haben, um auf die Dschungelseite zu kommen, zeigt er uns alle paar Minuten Schlangen, Frösche, Chamäleons, Fledermäuse und anderes Getier in den Bäumen und Büschen, die wir wohl nie bemerkt hätten in der Finsternis mit ungeübtem Blick.

Als besonderen Vorführgag steckt Ipol sich eine zusammengerollte Viper in den Mund und lässt sie wieder herausschlängeln – ich kann´s nicht fassen, mir graust es. Er lacht und auf meine Frage, ob die Viper nicht giftig sei, antwortet er: Yes, but not so much!  Und grinst. Aber bei allem Unfug ist er wirklich ein Spezialist. Und er passt auf uns auf

Die gefährlichste und tödliche Schlange hier ist die Königskobra. Man hat nach einem Biss nur wenig Zeit, um zu überleben. Hier in der Gegend gibt es kein Gegengift – erst im 4 Stunden entfernten Medan. Vorher nur eine 1. Hilfe-Station, die den betroffenen Körperteil abbindet. Ipol weiß wovon er spricht. Er wäre vor einigen Jahren fast gestorben, als er gebissen wurde. Er konnte nichts mehr sehen, nicht mehr atmen, war bewusstlos – aber es gab nirgends das teure Gegengift. Ein beherzter Arzt hat ihm ein Stück aus dem betroffenen Arm herausgeschnitten und wunderbarer Weise hat Ipol überlebt – mit einer großen Narbe als Andenken.

Also – auch wenn es zuerst nicht den Anschein hat bei seinen Mätzchen, wird sehr schnell klar, dass er die Gefahren ernst nimmt und sehr genau schaut, wenn er vor uns durch den schwarzen Dschungel streift. Und er sieht alles! Wir profitieren davon. Wir treffen unterwegs eine andere Gruppe, als wir uns während eines Regengusses unterstellen müssen, die hat kaum etwas gesehen. Wir haben zu diesem Zeitpunkt bereits 22 Schlangen gesehen, ein paar FröscheEidechsen, Geckos und ein Chamäleon bewundert. Die Orang Utan schlafen allerdings nachts oben in ihren Nestern in den Baumkronen. Die anderen Affen haben sich auch unsichtbar gemacht. Es ist ein verrücktes Gefühl – man ist in der absoluten Dunkelheit, sieht nur, was man anleuchtet, aber da ist der Sound des Dschungels, der Geruch und die absolute Gewissheit, dass man niemals allein ist.

Mein größter Wunsch war es, Loris zu sehen, diese katzenartigen Halbaffen mit den riesigen, im Dunklen leuchtenden Augen. Ipol sagt, dass das nur noch selten klappt, weil sie sich tief in den Dschungel zurückgezogen haben. Grund dafür ist, dass es einen Markt für die possierlichen Lori-Jungen gibt, die manche Leute als Haustier haben wollen. Ein business … Die Jäger knallen die Mütter ab, um an die Jungtiere zu kommen, der Schwarzmarkt blüht….

Es ist schon spät, als Ipol plötzlich doch ein Lori hoch oben in einer Baumkrone entdeckt. Ohne seine Augen könnte man es kaum sehen. Wenn es in unsere Richtung schaut, ist es, als würden zwei kleine Scheinwerfer eingeschaltet! Unglaublich. Die Loris bewegen sich extrem langsam. Da wir es einmal entdeckt haben, können wir auch seine eigenartige Art sich fortzubewegen erkennen. Ich bin total glücklich! Mein Traum: Ich habe ein Lori gesehen! Alle sind happy, Ipol ist stolz!

Nach rund vier Stunden machen wir uns auf den Rückweg. Aber Ipol nimmt uns vorher noch mit zu seinem Haus im oberen Dorf, um uns eine Kobra zu zeigen, die er gefangen hat.  Alle im Dorf kennen den Schlangenmann und seit er hier ist, erschlagen sie die Tiere, die sich aus dem Urwald hierher verirren, nicht mehr, sondern holen ihn. Er fängt die Tiere und setzt sie dann wieder im Dschungel aus. Das neuste Fundstück hat er in zwei dicken Plastiksäcken eingesperrt. Er lässt die wütende Kobra auf der nächtlichen Dorfstraße frei, damit wir sie sehen können. Stinksauer zischt sie und richtet sich auf! Unheimlich! Aber geschickt fängt Ipol sie wieder und sie verschwindet im Sack. Puh.

Es ist nach Mitternacht, als wir wieder in unsrem Zimmer sind. Noch ein kleines Weilchen auf dem dunklen Balkon dem Sound des Dschungels lauschen und alles revue passieren lassen… So ein spannender Abend!

Unser letzter Ausflug führt uns zur Fledermaushöhle, Bat Cave, die auch im Dschungel liegt, aber nicht sehr tief. Eine knappe, schweisstreibende Stunde zu Fuss, zunächst durch das Dorf, das sich endlos am Fluss entlang schlängelt. Wieder einmal wundere ich mich, dass bei den schmalen Wegen, die das Dorf durchziehen, nicht mehr Unfälle passieren. Ewig brummen die Motorräder hier entlang, mitten durch spielende Kinder, Hühner, Katzen, Hunde, Fußgänger. Viele kleine Restaurants hoffen auf Kundschaft – allerdings ist die Auswahl an Speisen sehr begrenzt – fast überall dasselbe Angebot. Und in vielen Auslagen steht ungekühlt das fertige Essen. 

Am anderen Ufer geht es dann weiter – durch Palmöl-Plantagen. Kurz bevor der Dschungel beginnt, indem der Höhleneingang liegt, gabelt uns ein Führer auf – der Kampf um Kundschaft ist hart , vorallem jetzt in der Regenzeit, wo es nicht so viele Touristen gibt. Da man nicht allein in die Höhlen darf, die zum Nationalpark gehören, engagieren wir ihn. Eine gute Entscheidung, er ist ein guter und sehr sympathischer Führer.

Um in die Höhlen zu kommen, müssen wir einen kurzen, aber steilen Anstieg über Felsen, Wurzeln und grobe Stufen bewältigen. Prima Chance, sich am letzten Tag noch ein Bein zu brechen. Aber alles geht gut und wir erleben noch eine spannende, nicht ganz einfache Klettertour durch die drei Fledermaushöhlen. Klaustrophobie darf man nicht haben. Es ist zum Teil stockfinster, ohne Lampe ginge nichts, aber zwischendurch fällt immer wieder man von oben Licht aus Felsöffnungen herein. Es sind herrliche Ausblicke in den Dschungel über uns.

Hunderte von Fledermäusen verschlafen hier den Tag, wie es sich für Drakulas Familie gehört. Sie flattern ein bisschen genervt, wenn man sie anleuchtet. Die Klettertour führt zum Teil durch sehr enge Spalten und über spitze Felsen, aber unser Führer zeigt genau, wo welcher Fuß aufgesetzt werden muss – das macht er super. Nur nicht einfach mit der Hand an den Wänden abstützen ohne vorher genau zu leuchten, es gibt Spinnen und Skorpione! Klingt aber gruseliger als es sich angefühlt hat. Es hat wirklich Spaß gemacht!

Eine Woche Bukit Lawang. Es ist unser letzter Abend und wir wollen mit Dieki & Friends zusammen essen. Wir haben uns gewünscht, zusammen mit ihnen in dem Restaurant zu essen, wo unser Obstkünstler Dedek kocht. Es liegt einige Kilometer entfernt am anderen Dorfende. Wieder werden wir mit den unverzichtbaren Feuerstühlen abgeholt, in diesem Falle ist es beruhigend, dass die Jungs nicht trinken. Es ist schon so ein wilder Ritt durch die Nacht. 

Wir essen Curry mit Huhn und Kokossoße, Chicken Satè mit Erdnusssoße und Gado Gado (scharfes Gemüse). Und ehrlich – es ist das beste Essen, was wir in Bukit Lawang bekommen haben! Wir bekommen sogar Bier dazu. Und wir haben jede Menge Spaß zusammen! Was für ein schöner Abschied nach einer spannenden Woche im Urwald von Bukit Lawang, Sumatra, Indonesia!

Selamat tinggal – Auf Wiedersehen!?

24 – … und ewig fasziniert der Dschungel

Schon beim Aufwachen ist der Dschungel einfach da: es riecht anders, der Fluss rauscht, die Affen sind zu hören, es ist schwül-heiss und alles ist klamm. Klingt nicht so romantisch, aber – ich liebe es. Zumindest eine Zeit lang.

Die größte Blume der Welt – ist in Sumatra zu Hause. Der Titanwurz. Eine Pflanze, bei der alles nach Superlativ klingt: die ausgewachsene Wurzel kann es auf über 100 Kilo bringen, die größte Blüte auf 3,5 Meter. Und obwohl die Blütezeit im Januar und Februar liegt, haben wir Glück – wir können sie noch sehen. Sie blüht in einiger Entfernung von Bukit Lawang, rund eine Stunde mit dem Motorrad und dann noch eine knapp dreiviertelstündige Wanderung durch den Dschungel.

Diesmal überlässt uns Diekie seinen Freunden Dedek und Kittin, er hat familiäre Verpflichtungen. Die Fahrt zum Dschungel am Fluss Lau Berkail, wo die Blume wächst, bewältigen wir natürlich auf dem Rücksitz der Motorräder. Wenn man hier irgendwohin will – abgesehen von echten Entfernungen wie nach Medan – fährt man Motorrad.

Hier allerdings würde ich auf keinen Fall allein fahren und auch nicht bei Miki auf dem Rücksitz. Zu gefährlich, zu abenteuerlich, zu halsbrecherisch sind schon allein die kleinen Wege, die unseren Ortsteil mit der nächsten Landstraße verbinden. Kaum 2 Meter breit, haben sie meist eine schmale Beton-Spur, die aber eher eine Stolperfalle darstellt, so kaputt wie sie ist. Es geht teilweise richtig steil hoch und runter und außer Passanten, spielenden Kindern, Hunden, Katzen und Hühnern teilt man die paar Zentimeter dann noch mit entgegenkommenden Motorrädern. Es ist unglaublich, dass es hier nicht mehr Unfälle gibt!

Zurück zum Thema. Eine gute Stunde dauert die Anfahrt, sie führt durch das langgestreckte Bukit Lawang und Pekan Bahorok, eine eher graue, wenig attraktive, chaotische Kleinstadt, bevor es über Schotterpisten Richtung Urwald geht. Zum Glück bemerken wir noch auf den letzten Metern vor der Wildnis, dass der Hinterreifen fast platt ist. Ein paar Meter weiter ist eine winzige chaotische Werkstatt – die Sache ist nach 15 Minuten erledigt. Das Motorrad hat ohnehin schon bessere Tage gesehen, Rückspiegel und Startautomatik sind Theorie, aber wenn man eine Weile hier ist, gibt man es auf, sich wegen solcher Dinge zu beschweren, die hier keiner versteht.

Der Weg führt durch endlose Palmöl-Plantagen. Eigentlich sehr schön anzusehen, wüsste man nicht, dass dafür tausende Hektar Urwald gerodet wurden (und immer noch werden)- unwiederbringlich- und hier nichts anderes mehr wächst und lebt. Das natürliche Biotop für die Orang Utan, Tiger, Rhinos, Elefanten und Tiger ist für immer  zerstört. Die Menschen hier sind arm, die Konzerne haben es leicht, die Bauern hacken auch noch ihre ökologische weniger schädlichen Kautschukbäume um, um das doppelte bis Dreifache zu verdienen – was immer noch ein Witz ist in absoluten Zahlen.

Unsere Fahrt endet am Ufer des breiten Dschungelstroms Lau Berkai. Hier übernimmt ein lokaler Guide die Führung. Die Ranger kennen die verborgenen Standorte der Blumen im Dschungel, die immer nur maximal drei Tage blühen. Nur sie wissen, ob und wo es noch eine Blume gibt. Wir haben großes Glück, dass es eine Blüte gibt.

Die Wanderung führt zunächst am Flussufer entlang, das noch die Spuren eines großen  Hochwassers im vergangenen November trägt – hier sprechen sie von einem Tsunami. Dann geht´s noch durch Wald und wilde Limonen- und Kautschukbäume eine Weile bergauf, bevor der tiefe Dschungel beginnt. Aber da sind wir auch schon am Ziel: Eine fast künstlich aussehende Blüte, die direkt am Boden beginnt: ein rotes Kelchblatt mit einem grüngelben hochaufragendem Laubblatt in der Mitte. Ein toller Anblick – der Aasgeruch, der sie vor Fressfeinden schützt und sie für Insekten anziehend macht, ist hier zum Glück nicht so sehr zu riechen. Aber der Anblick ist wirklich verrückt – die Blume sieht künstlich aus. Die Natur ist ein Zauberer…

Unser Exemplar ist ca 1,50 m groß, aber längst nicht so groß, wie eine alte Pflanze, die schon mal eine 5 Meter hohe Blüte haben kann. Eine alte Wurzelknolle kann über hundert Kilo wiegen. Eine Blüte bildet sie nur alle paar 3 bis 7 Jahre, sie blüht nur ein paar Tage. Toll, dass wir soviel Glück haben. Unser Guide weiß auch, dass der Berliner Botanische Garten ein Titanenwurz besitzt.

Keine Pause ohne Dedeks Fruit Special….

Bleibt der Rückweg und eine Erholungspause an einem kleinen Restaurant am Flussufer mitten im Wald, das mit einer Holzterrasse an der Böschung klebt. Auf der Rückfahrt danach gibts ein spätes Mittagessen in einem der einfachen Restaurants, Warun, von Pekan Bahorok, das Padang-Küche anbietet – sie gilt als eine der schärfsten und leckersten in Indonesien. Die Guides essen begeistert mit, es stehen verschiedene kleine Schüsseln mit Gerichten aus Huhn; Gemüsen, Fisch und Kräutern auf dem Tisch und jeder hat eine Schale Reis.

Man kann mit dem Löffel essen – oder eben mit dem Fingern, was die Jungs auch tun. Immer wieder gewöhnungsbedürftig. Es werden nicht elegant die Fingerspitzen benutzt, da werden schon die halben Finger mit Reis in die Näpfe mit Fleisch und Soße gesteckt und dann in den Mund. Völlig ok, nur für uns einigermaßen befremdlich. Wir nehmen dann doch die Löffel. Nur Miki hat ein Problem hier – er ist Linkshänder und das geht in Indonesien eigentlich gar nicht. Links ist die „schmutzige Hand“, mit der man weder isst, noch etwas gibt oder annimmt.

Als Nachtisch machen wir noch eine Pause unterwegs am Fluss bei frischer Kokosnuss-Milch und dann geht es zurück nach Bukit Lawang, unser Dorf am Fluss mit den 5 Hängebrücken. Ich mag das Dorf mit seinen engen Straßen und seinen freundlichen Bewohnern.

Hier ist das Leben zwar in vieler Hinsicht muslimisch geprägt, aber das Verbot  von westlicher kufr  Musik scheint nicht zu gelten. Die Youngsters hier lieben Blues-, Rock-, Pop- und Countrymusik! Überall sieht man sie Gitarre und Bongo spielen und dazu singen. Dedek, auf dessen Rücksitz ich heute fahre, singt die ganze Zeit laut vor sich hin. Schließlich fragt er mich, ob ich nicht mitsingen will. Wir einigen uns schließlichcauf unsere Adaption von „West Virginia“ und schmettern zu zweit bei der wilden Fahrt durch die Palmölplantagen John Denvers alten Hit zum Knattern des Motorrads. Absurd und total lustig!

Morgen ist Night-Treck in den Dschungel – wie aufregend!

23 – Das große Ereignis: Hochzeit Java Style

Es ist einfach toll, irgendwo auf der Welt Menschen zu treffen, die so ganz anders leben als man selbst und trotzdem eine Verbindung zu spüren. So geht es uns mit unseren Guides – speziell Dieki. Wir haben nicht nur das Glück, dass er ein kluger und kundiger Führer im Dschungel ist, sondern da ist außerdem viel Sympathie im Spiel, Altersunterschied hin oder her. Außer über das  Leben im Dschungel haben wir auch viel über unsere Leben geredet.

Das Leben hier in Sumatra ist anders als in Bali. Wieder eine neue fremde Welt. Wäre da nicht dieselbe Sprache, könnte es ein anderes Land sein. Was die Menschen gemeinsam haben, ist ihre ehrliche Freundlichkeit, das Lächeln, den respektvollen Umgang. Den Unterschied aber macht die Religion: Waren in Bali die meisten Menschen Hindus, ist die absolut überwiegende Mehrheit hier muslimisch.

Das wird sofort am Flughafen in Medan augenfällig und auch das Straßenbild ist ein ganz anderes, nicht nur wegen der vielen kleinen und größeren Moscheen überall. Am augenscheinlichsten wird es bei den Frauen: Fast alle tragen ein Hidjab und einfarbige Kleidung, die Arme und Beine bedeckt. Manchmal sogar schon die kleinen Mädchen. Es gibt hier auch Frauen, die den bodenlagen schwarzen Tschador tragen, der nur die Augen freilässt. Viermal am Tag wird von den Muezzin der umliegenden Moscheen lautstark Allah gepriesen.


Auf den Speisekarten steht natürlich kein Schweinefleisch und in etlichen Restaurants auch keinerlei Alkohol. In unserem Jungle Inn Guesthouse ist sogar das Trinken von Alkohol im Zimmer verboten. Das geht uns dann doch zu weit… abends auf unserem herrlichen Balkon, mit Blick auf Dschungel und den Fluss, erlauben wir ins dann doch ein eingeschmuggeltes Bier.

Dennoch wird man als Nicht-Muslim überall ganz selbstverständlich respektiert und freundlich behandelt, das soll hier unbedingt gesagt werden.
Auch „unsere Jungs“ sind Muslime, selbstbewusst, locker und souverän beantworten sie auch Fragen nach religiösen Dingen. Diese gegenseitige Sympathie ist sicher der Grund dafür, dass wir etwas Besonderes erleben dürfen: Wir werden zu Diekis Hochzeit eingeladen. Offiziell geheiratet hat er schon ein paar Tage zuvor, aber die Feierlichkeiten stehen noch aus. Also – spannend! Und… um es vorwegzunehmen, was ich nun im Folgenden erzähle – das ist mir bewusst – ist unbedarft, fehler- und lückenhaft und oberflächlich. Aber ich kann nur beschreiben, was ich sehe oder höre – bruchstückhaft. Aber es ist so ein tolles Erlebnis, dass ich es einfach weitererzählen möchte und sei es auf diese schlichte Weise.

Pünktlich halb zehn werden wir von zwei Freunden von Dieki mit Motorrädern abgeholt und zum Sammelpunkt von Dikies Familienmitgliedern – dem Restaurant seines Vaters im oberen Dorf – gefahren. Hier tummeln sich jede Menge Leute aus der Verwandtschaft: Männer, Frauen, Kinder in festlichen Kleidern – Muslimstyle. Alle warten essend, Tee trinkend und schwatzend darauf, dass es losgeht.

Nun bekommen wir kurz Dieki zu sehen, der umwerfend aussieht: Er hat wunderschöne traditionelle Kleidung an mit viel Gold, Rot, Gelb und Schwarz, die Fingernägel sind rot lackiert. Er zeigt nun doch Nerven, wirkt ganz ungewohnt ernst und wird kurz darauf, nach einem Foto im Kreise seiner Tanten, weggebracht. Nun wird ein Konvoi aus überfüllten Autos und Motorrädern zusammengestellt, in den alle hier versammelten Gäste verfrachtet werden. Los geht s ins untere Dorf von Bukit Lawang.


Hier gibt es einen großen freien Platz an der Straße – Lehmboden von einem Blechdach überdeckt: Festplatz für alle Anlässe, vor allem Hochzeiten. Bei Bedarf wird er dann von den Familien hergerichtet. Diesmal wurde er mit Dutzenden Plastiktischen und Stühlen ausgestattet und hat ein festliches Eingangsportal mit wunderschönen weißen Blumenketten erhalten, durch das später die Brautleute und ihre Familien schreiten werden. An der hinteren Wand gibt es eine lange, schmale Bühne, die Wand ist geschmückt und mit den Namen des Brautpaares beschriftet: Dieki & Kethlin. Zwei thronartige Sessel warten auf das Brautpaar, flankiert von vier weiteren Lehnstühlen. Schalen mit Blütenblättern, Reis und Räucherstäbchen stehen bereit. Alles sehr oppulent.

So ganz im Gegensatz zu dem eher super schlichten Platz mit den Tischen für die Gäste. Einfache weiße Plastiktische und Stühle und zwei improvisierte Essensausgaben, ebenfalls aus Plastikmöbeln, mit Plastiktellern und Bestecken. Ein paar Plastikblumen – das war dann auch schon alles an Tischschmuck.
Es wuselt nur so von Menschen, die meisten Gäste tragen traditionelle Kleidung, fast alle Frauenlange hellgrüne, hellblaue oder rosa Kunstseide-Kleider mit Pailletten oder Perlen, dazu das Kopftuch – manche auch ganz verhüllt in Schwarz. Aber das sind die wenigsten. Außer uns „Ausländern“ ist nur noch eine Amerikanerin eingeladen. Alle hier sind offen und freundlich zu uns, helfen, erklären, wenn wir nicht weiterwissen.

Wir dürfen auch hinter der Bühne in den „Arbeitsbereich“, wo von vielen fleißigen Frauen und einigen Männern den ganzen Tag über das Essen zubereitet wird – über viele Stunden, immer wieder Nachschub. Dutzende Frauen sitzen auf Planen am Boden und schnibbeln Kräuter und Gemüse, machen Salat, andere kochen, die Männer schüren das Feuer und tragen schwere Sachen herum.

Drei Kühe wurden gekauft – ein sehr besonderes Essen, denn Rindfleisch ist für die Menschen hier ein Luxus. Es gibt geschmortes Rindfleisch, Gemüse, Reis, Suppe, Krupuk und einen sehr leckeren Obstsalat mit frischem Chili – alles auf einem Teller, dazu Löffel und Gabel – wie üblich. Einige essen auch mit der Hand. Für uns immer ein ungewohnter Anblick – oder – wie der Berliner sagen würde: Mit alle Fünfe inner Pampe… Dazu gibt’s natürlich Wasserschälchen für die Finger. Für unsere Vorstellung von Hochzeitsmenü ist es ein eher bescheidenes Essen. Holen muss es sich jeder selbst, hier gibt keine Bedienung. Dazu gibt’s klares Wasser und als Variante Wasser zuckersüß in rot oder grün. Nicht mal Saft oder Cola.


Aber ich greife vor – das Essen beginnt natürlich erst nach dem festlichen Einzug der Brautleute. Die Hochzeit wurde nach traditionellem javanischen Ritual ausgerichtet, Diekies Familie kommt aus Java.

Die Braut, Kethrin, ist zuerst da mit ihrer Familie. Sie selbst ist ein Kunstwerk! Nicht nur wegen des unglaublich aufwendigen Kleides aus besticktem Brokat, mit Hose und einem glitzernden Kopfschmuck mit goldenen Strahlen. Ihr Gesicht ist extrem stark und exotisch geschminkt, wie sonst bei den berühmten klassischen Tänzerinnen. Einfach ein Gesamtkunstwerk. Unglaublich! Ich hätte sie nie wiedererkannt! 

Dann geht’s zur Bühne. Auf den Stühlen rechts und links haben die Eltern Platz genommen, anstelle von Diekis Mutter, die schon tot ist, eine Tante. Die Brautleute knien abwechselnd vor beiden Elternpaaren nieder, küssen ihnen die Hände, lassen sich segnen und bedanken sich bei ihnen. Dazu singt, die ganze Zeit über eine Lautsprecheranlage verstärkt, die Hochzeitssängerin mit einem Frauenchor – ehrlich gesagt für unsre Ohren sehr anstrengend. Und das geht noch Stunden so weiter…


Anschließend nehmen die Brautleute auf den „Thronen“ Platz. Über Stunden treten nun immer neue Gratulanten zu ihnen, die ewig anstehen und das Paar mit Blumen und Wasser und Räucherstäbchen segnen und ihnen ihre guten Wünsche vortragen. Das arme Brautpaar muss jedes Mal danach aufstehen für die unvermeidlichen Fotos. Ich weiß nicht, wie die das aushalten in dieser Hitze! Geschenke werden irgendwo anonym gesammelt, gern auch Geld, um das alles hier zu bezahlen.

Ich trage nur ein leichtes Sommerkleid und bin völlig erledigt. Die Brautleute haben fünf opulente Outfits im Laufe der Stunden zu präsentieren – alle so kunstvoll und wärmend. Erst am Abend dürfen sie etwas Moderneres, Lockeres anziehen – das erleben wir nicht mehr, wir sind nach vier Stunden fix und fertig bei der Gluthitze und ziehen uns diskret, aber verständnisvoll entschuldigt, zurück.


Diekie ist offensichtlich besonders bekannt und beliebt hier– entsprechend groß die Zahl der Gratulanten, allerdings hatte selbst er wohl nicht mit -letztendlich- 2200 Menschen gerechnet!! Er ist noch Tage später beeindruckt.


Am Nachmittag treten auf einer zweiten Bühne auch der Bürgermeister und ein weiterer Sänger auf. Am Abend dann – im lockeren Teil – hat eine Band gespielt, Freunde von Diekie, extra aus Medan angereist. Die letzten Stunden feiert die Familie (immer noch groß) im engeren Kreis. Wir hätten wiederkommen dürfen, aber ehrlich gesagt, waren wir völlig kaputt. Diekies Freunde, Dedek und Kittin, haben uns die ganze Zeit betreut und den Fahrdienst gespielt.

Ein tolles Erlebnis! Aber ich bin froh, dass ich dereinst mit „nur“ einem Kleid und 10 Gästen heiraten durfte…
Den Rest des Tages verbringen wir erschöpft und inspiriert in unseren Hängematten auf dem Balkon mit Blick auf Fluss, Urwald und dem Besuch des alten Affen mit dem furchteinflößenden Gebiss, der schon ein paarmal unser Obst geklaut hat. Aus dramaturgischen Gründen habe ich diesen Tag vorgezogen, der umrahmt war von zwei weiteren Trekkings, von denen ich im nächsten Block erzählen werde…

22 – Hallo Sumatra!

Indonesien ist so verdammt groß! Unsere Reise nach Sumatra dauert den ganzen Tag. Die zwei Stunden nach Denpasar zu Flughafen nicht mitgerechnet. Der erste Flug geht nach Jakarta, Java, also nur eine (große) Insel weiter, er allein dauert zweieinhalb Stunden. Dann Transit nach Medan, Nordsumatra. Und vom Flughafen Kuala Namu in Medan noch eine gefühlt endlose Fahrt von fast vier Stunden in den Dschungel, nach Bukit Lawang. Es sind gerade anderthalb Stunden übrig vom ganzen Tag.

Anfangs überrascht mich eine gute mehrspurige Autobahn um Medan, aber nach einer Stunde kommt das dicke Ende: eine schmale, z.T. sehr marode, regennasse Straße, die sich erst durch die Palmöl-Plantagen, dann durch den nächtlichen Dschungel in die Berge quält. Die Orte am Straßenrand sind kaum zu erkennen, es ist zu dunkel, und die Lichter dann blendend hell. Die Straße zwingt manchmal zum Schritttempo, obendrein kommen noch mit dicken Baumstämmen beladene LKW entgegen. Überall Pfützen – es hat geregnet. Die letzten 4 km legen wir dann samt Reisetaschen und Rucksäcken auf dem Rücksitz zweier Motorräder zurück… Eine schmale, abgebröckelte Betonspur von nicht mal 2 Meter Breite windet sich über kurze steile Hügel mitten in den Urwald, ganz ans Ende von Bukit Lawang, das in einem Flusstal im Urwald liegt.

Das Garden Inn ist unsere erste Herberge, später wechseln wir 100 Meter weiter ins Jungle Inn, das allerletzte Haus vor dem Dschungel. Erwähnenswert ist das Garden Inn an dieser Stelle, nicht nur, weil das Zimmer mit Naturstein und Holz sehr originell eingerichtet ist und der Blick aus dem Fenster auf einen rauschenden Fluss mit einer grünen, hohen Wand aus Dickicht dahinter schon sehr speziell und beeindruckend, sondern, weil gleich auf dem Tisch ein Hinweis steht, dass alle Lebensmittel in eine verschließbare Blechtonne gepackt werden müssen….

Wie ernst zu nehmen das ist, stellt sich am nächsten Morgen um fünf heraus, als ich nach wenigen Stunden Schlaf hochfahre, weil ich denke, dass ein betrunkener Nachbar randaliert. Nix Nachbar: Auf dem Dach, dem Balkon, am Fenster, unter dem Vordach – überall tollt eine Horde Affen herum und feiert Party! So ein Lärm! Nach einer knappen Stunde haben sie sich ausgetobt und ziehen weiter. Welcome to the Jungle!

Noch nach unserer Ankunft in der Nacht ist der junge Guide, den uns Johanna empfohlen hat, im Hotel aufgetaucht, um über eventuelle Trekking-Touren zu reden. Eigentlich war ich total fertig und wollte nur noch schlafen und einen faulen Tag dranhängen. Aber Dieki, ein sympathischer, fröhlicher junger Kerl, meinte, wir sollten uns das überlegen, es seien gerade Orang Utan in der Nähe, und man wisse nicht, wie lange.

Also, nix mit Jammern und Schlaf nachholen, um acht Uhr geht´s los zur Tagestour in den Dschungel. Lange Hosen, in die Socken gestopft (damit keine Insekten und Blutegel in die Hosen krabbeln), Trekkingschuhe aus Gummi, pro Kopf einen Liter Wasser, Insektenspray und Sonnencreme. Wir sind allein mit zwei guides.  Diekie gehört zu 10 guides, die eine offizielle Lizenz als Führer im Gunung Leuser Nationalpark haben einem der besterhaltenen natürlichen Dschungelbiotope der Welt.

Es sind über 30 Grad, aber immerhin sind es unter dem dichten grünen Blätterdach zwei, drei Grad weniger und der Schatten ist wohltuend. Es ist eine Orgie von Grün in allen Formen und Schattierungen, fast vergisst man, auf den Weg zu achten, weil man immer nur schauen möchte. Jeder Schritt will überlegt sein, auf dem steinigen, von Wurzeln und Lianen bedeckten Pfad. Dieki scannt mit geübtem Blick die Baumkronen.

Plötzlich treffen wir auf ein paar andere Wanderer, aber ein größerer Gecko und ein paar freche Makaken sind zunächst das Einzige, was wir zu sehen bekommen. Kurz darauf turnen noch ein paar andere Affenarten um uns herum, am hübschesten sind die Thomas Blatt Affen, die sehr auffällig sind mit ihrer ungewöhnlichen schwarz-weißen Frisur. Sehr schön anzusehen.

Die Guides sind untereinander in Kontakt, um sich austauschen zu können, falls jemand die Orang Utan sieht – das, worauf alle hoffen. Nur noch hier und in Borneo gibt es wilde Orang Utan in Indonesien. Orang Utan bedeutet „Wald-Mensch“, lernen wir in einer Warte-Pause. Affen (monkeys) haben Schwänze, Orang Utan, Schimpansen und Gorillas nicht. Wir haben die Orang Utan an einer Stelle offenbar knapp verpasst und müssen nun Geduld haben, warten und hoffen, so Diekis Methode.

Die Orang Utan von Sumatra sind kleiner als die auf Borneo, da es hier Tiger gibt und die Orangs sich auf den Bäumen aufhalten müssen, um vor ihnen sicher zu sein. In Borneo sind die Orang Utan viel größer, aber mit ihrem Gewicht, können sie nicht in die Baumkronen klettern – ohne Feinde müssen sie das auch nicht. Allerdings leben die meisten Orang Utan auf Borneo in Auffang-Stationen, wo sie gesund gepflegt und aufgepäppelt werden, um möglichst wieder ausgewildert zu werden. Der Lebensraum unserer rotbraunen Verwandten ist auf ein Minimum zusammengeschrumpft, Wilderei, Abholzung und andere Sauereien haben die Bestände drastisch reduziert.

Während wir mitten im Wald -wieder allein- auf Orang-Glück warten, erzählt Dieki die erschreckende Geschichte der Tiere während der Pandemie. Vorher gab es auf Sumatra eine Population von rund 6000 Tieren, jetzt sind es noch etwa 5000, hier in Bukit Lavang nur noch 400-600. Viele Tiere sind an Covid gestorben. Aber viele sind auch durch Wilderer verschwunden, die, zu jener Zeit ungestört, die Tiere gejagt und gefangen haben, um sie für lächerliche Summen zu verkaufen. Viele angeblich an reiche Chinesen. Es wurden auch Tiger geschossen, nur, um ihr Fell für lächerliche 150 Euro zu verkaufen. Es ist eine traurige Geschichte.

Dann endlich – ein Orang Utan-Weibchen gibt sich die Ehre! Sie turnt zunächst hoch über uns durch die Baumkronen. Doch mit der Zeit kommt sie immer näher und gibt eine echte Vorstellung. Großartig! Was für tolle Tiere! Sie bleibt fast eine halbe Stunde, bevor sie sich wieder in die Tiefen des Waldes verzieht. Wir streifen weiter auf unserer Suche. Oben in den hohen Baumwipfeln hängen die Nester der Orang. Jeden Tag bauen sie ein neues Schlafnest an einem anderen Ort, damit Feinde ihnen nicht auflauern können. Sie sind Einzelgänger, nur die Mütter behalten ihre Jungtiere ein paar Jahre in der Nähe.

Obstpause. Dedek entpuppt sich als wahrer Künstler: Er hat verschiedene Obstsorten im Rucksack. Auf riesigen Blättern richtet er die geschnittenen Früchte zu einem wahren Kunstwerk an, verziert mit Blüten aus dem Urwald. Es erinnert mich an die Gabenkörbchen auf Bali. – nur viel größer! Aber das kann eigentlich nicht sein, denn unsere Guides sind, wie fast alle hier, Muslime. Aber Dedek meint, die Geister des Waldes mögen das. Und wir dürfen es essen!

Langweilig wird das Wandern hier nie, zu faszinierend ist diese Wildnis. Wir beobachten verschiedene Affen, Insekten, Riesenameisen, Eidechsen, Geckos. Unsere Guides sind ständig auf der Lauer, Dikie ahmt den Ruf der Orang nach, aber wir scheinen kein Glück mehr zu haben. Aber wir hatten schließlich schon welches, wir dürfen uns wahrlich nicht beschweren.

Wir klettern einen steilen Pfad in ein Tal hinab – und auf der anderen Seite wieder hoch, dankbar für jede Liane, an der man sich festhalten kann – nicht, ohne vorher hinzusehen, ob eine der Riesenameisen oder womöglich eine Schlange draufsitzt. Endlich oben angekommen, brauchen wir eine Pause – und bekommen sie! Wir sehen inzwischen etwas mitgenommen aus, im Gegensatz zu den beiden Jungs.

Hokus Pokus kommt aus Dedeks Rucksack nun ein komplettes Mittagessen für vier zum Vorschein. Einzelne Portionen, jeweils in ein Bananenblatt gerollt: Nasi Goreng, Hühnchen, Krupuk und Ei – und natürlich scharfe Soße. Zum Nachtisch Ananas.

Kaum haben wir eingepackt und rüsten zum Weiterwandern, raschelt es über uns: Eine Orang Utan-Dame und in ihrer Nähe ein Baby! Es dauert nicht lange und sie kommt immer näher, bis sie direkt vor uns auf dem Weg sitzt, einen Meter Abstand höchstens. Das Baby turnt über uns durch die Bäume. Madame Orang scheint uns besonders zu mögen, denn sie beschließt, nach ausgiebigem Beäugen, uns zu begleiten, manchmal nur einen Meter neben oder vor uns – fast 20 Minuten lang. Was für ein Glück!

Am faszinierendsten sind die Gesichter dieser Tiere! Sie sind so ausdrucksstark, das man immer erwartet, dass sie gleich anfangen zu erzählen. So schöne Tiere! Und so friedlich. War mir die Nähe anfangs noch etwas unheimlich, habe ich schon kurz darauf überhaupt keine Angst mehr. Friedlich, neugierig, zum Spielen aufgelegt. Ich kann´s nicht glauben, dass wir soviel Glück haben! Sogar Diekie stellt fest, das würde nicht oft passieren.

Den Rest des Weges schwelgen wir noch im Glück. Wir erreichen den Fluss Bohorok, der auch an unserem Hotel vorbeifließt. Kleine Ananaspause und dann taucht von der anderen Flusseite ein anderer junger Kerl auf, mit drei riesigen Reifen auf dem Kopf: Rafting! Der Fluss ist breit, voller Felsen und Steine unter Wasser und hat eine kräftige Strömung. Es ist ein echter Spaß: 5 erwachsene Menschen in drei aneinander hängenden alten Reifen! Rasant gehts flussabwärts, wir bleiben oft an Felssteinen hängen, sind pudelnass – und haben Spass. Was für ein großartiger Tag!