Nach dem Overkill an Menschen, Verkaufsständen im Hafenviertel und nervigen Taxifahrern , die alle versuchen, einen viel zu hohen Preis aufzurufen, flüchte ich in einen klimatisierten 7/11 und trinke erstmal ein eiskaltes Kokoswasser. Diese schon legendäre Supermarktkette ist in Thailand immer und überall die Lösung für fast alles. Fast rund m die Uhr bieten sie auf meist kleiner Fläche so ziemlich alles, was der Reisende für jede Eventualität so braucht. Ich brauche jetzt Ruhe und was Kaltes.
Als ich 5 Minuten später wieder ins Getümmel trete, pirscht sich ein Taxifahrer von der Seite an und bietet mir die Fahrt zu einem normalen Preis an. Na also. Geht doch. Zufrieden klettere ich auf die mit 2 Bänken in Fahrtrichtung und einem blechernen Sonnendach ausgestattete Ladefläche und ab geht´s nach Tanote Bay. Gut festhalten! Die Straße windet sich in endlosen, teilweise super steilen Kurven über den Bergzug in der Mitte der Insel. Die letzten Kilometer gehen so steil bergab, dass mein Plan, mir einen Roller zu mieten, in einer extra steilen 270° Kurve von der Ladefläche fliegt….
Dann endlich: Tanote Bay! Mir geht das Herz auf: Gelber Sand, hellblaues Meer, grüner Palmen-Urwald. Sichelförrmig schmiegt sich Tanote Bay an die Insel, drei große Felsblöcke geben der Bucht ihr eigenes Gesicht. Hier scheint die Zeit tatsächlich im Bogen vorbeigeschwommen zu sein, alles ist wie vor 10 Jahren.
Ich habe eine Hütte im selben Ressort gebucht, dem Diamond Beach Ressort. Die einzige Wahlmöglichkeit bei der Zimmerwahl an besteht in Klimaanlage oder Ventilator. Ich kann es kaum fassen, dass ich die oberste Holzhütte am Hang mit Blick durch die hohen Palmen auf den Strand bekomme. Genau neben der, die ich vor 10 Jahren bewohnt habe. Keine Klimaanlage, nur das Nötigste und das ist offensichtlich 10 Jahre älter. Klein, sauber, bequeme Betten und eine kleine Holzterrasse. Nostalgie pur.
Ich hänge meine mitgebrachte Hängematte auf der Miniterrasse auf und schau einfach nur… Unten glitzert das Meer durch die Bäume, auch ein paar Abschnitte vom Strand, oben hinter den Baumwipfeln den unverschämt blauen Himmel. Das terassenförmige Terrain des Diamant Beach Ressorts mutet ein bisschen wie ein lichter Wald an: riesige Kokos-Palmen zwischen alten Laubbäumen, allerhand Büsche und wunderschöne Frangipani– Bäume mit roten und weißen Blüten, die im Mondlicht zu leuchten scheinen.
GRoßre Vögel stoßen tagsüber laute, spitze Schreie aus, manchmal scheinen sie auch zu kämpfen. Jede Menge kleiner Vogelarten flattert durch die Äste, manchmal kommen ein paar neugierige Gefiederte schauen, ob es was zu holen gibt. Überall klettern graubraune Eichhörnchen herum, sie kommen oft ganz nah. Und dann sind da noch die zum Teil ziemlich großen Geckoss, die voralllem in der Dämmerung herauskommen und ihre spitzen Schreie ausstoßen; „Ge-ko…Ge-Ko!“. Nachts allerdings tragen die Männchen gelegentlich erbitterte Kämpfe aus – vorzugsweise die großen Exemplare. Das macht richtig Krach!
Gleich in der ersten Nacht bin ich aus dem ersten tiefen Schlaf hochgeschossen, weil ich dachte, dass ein Mensch erst gegen mein Fenster geschlagen hat und dann auf das Dach gesprungen ist. Aber dann war mir schnell klar, dass nur wieder zwei große Geckos ihre Revierkämpfe austragen. Was für ein Getöse!
Und morgens um sechs kräht auch hier – wie es sich gehört – ein Hahn ganz aufgeregt von der Neuigkeit, dass die Sonne wieder aufgeht! Also alles sehr ländlich auf die etwas exotischere Art.
Es ist wirklich verrückt, dass sich hier fast nichts verändert hat, bis auf die Eigentümer zweier Ressorts, fünf gibt es. Aber nicht von der Sorte mit Bespaßung, sondern nur mit Bungalows und je einem Restaurant. Tagsüber kann es schon manchmal etwas voller werden am Strand, das sind die Tagestouristen von der anderen Seite der Insel, aber die verschwinden meist vor Sonnenuntergang. Früher hat man mehr deutsch´in Tanote Bay gehört, jetzt ist die Mischung bunter: Skandinavien, Holland, Südeuropa, Ukrainisch sind besonders stark vertreten.
Ganz aus dem Häuschen bin ich, als ich sogar mein kleines Lieblingsrestaurant wiederfinde! Lay´s ist der Underdog hier: kein Guesthouse, nur ein kleines Restaurant , das aus einem Bambushaus besteht und ein paar Tischen am Strand. Im Erdgeschoss wird gekocht, oben ist ein Deck, auf dem man im Liegen, auf die typischen Thai-Sitzkissen gebettet, essen kann. Ich sitze lieber unten am Tisch mit den Füßen im Sand unter den Lichterketten und schaue beim Essen auf das nächtliche Meer.
Tatsächlich erkennt mich Lay wieder! Sie ist ganz aufgeregt – so wie ich! Sie freut sich, immer, wenn ich komme in diesen Tagen (also fast immer), ich freu mich wenn ich da bin. Und sie kocht sehr lecker! Und mit dem Wechselgeld gibt´s immer noch eine eine Handvoll Obst. Zum Ritual gehört auch meist ein wortreiches Pallaver in Thai mit englischen Brocken, von dem ich nur ahne , worum es geht. Aber wir lachen uns fröhlich zu, verbeugen uns – eben Konversation á la Thailand. Liebenswert, lustig und respektvoll.
Der Hauptgrund für meine Rückkehr liegt am anderen Ende der Bucht: Calypso Diving. Abgesehen von der Tatsache, dass der aus Stuttgart stammende Gründer und Besitzer inzwischen nicht mehr hinter dem Empfangstresen steht, da er mit seiner thailändischen Frau und Tochter inzwischen in Hua Hin lebt und gar nicht mehr selbst hier den Laden schmeisst, ist alles beim Alten.
Eine nette Lobby, die gleichzeitig als Treffpunkt und Büro dient, ein nettes Team, zu dem noch ein ganz alter Hase gehört, Michel aus Leverkusen, der schon über 25 Jahre hier ist. Der Rest ist bunt zusammengemischt aus der Schweiz, Irland, Deutschland und…?? Wer sich einsan fühlt oder auch einfach nur Lust auf Gesellschaft hat, trifft hier bis zum frühen Abend immer jemanden. Die Tauchergemeinde ist einlustig buntes Völkchen vom norwegischen Rentner über englische Tattoofreaks bis zu französischen Ex-Marine-Tauchern.
Und ich kann endlich wieder tauchen, meine Leidenschaft….Darüber habe ich mich bereits in den vergangenen Jahren ausführlich ausgelassen und erspare dem Leser meine Elogen über das tiefe Blau. Aber wer tauchen (lernen) möchte, dem sei dieser Ort ans Herz gelegt! Koh Tao ist nicht umsonst ein Taucher-Mekka.
Die Tage vergehen wie im Flug: Die Vormittage verbringe ich unter Wasser, die Nachmittage in meiner Hängematte mit dem großartigen Ausblick und die Abende bei Lay. So faul war ich selten, aber ich habe es genossen. Einfach mal entspannen an eine liebgewonnenen Ort, von dem man so manches Mal geträumt hat!